VW Passat

Der Batterien-Killer

Diagnosekrimi
03.05.2023

Ein 18 Jahre alter VW Passat braucht jedes Jahr eine neue Starterbatterie. Profi-Diagnostiker Rudolf Rosenmayer findet nach aufwändiger Spurensuche die Ursache des mysteriösen Defektes.
VW Passat
VW Passat

Die von einem 130 PS Turbodieselmotor angetriebene VW Passat Limousine, Baujahr 2005, hat bereits 80.000 Kilometer auf dem Tacho, als ihr Besitzer sie an seine Tochter vererbt. Die junge Frau hat den Ärger, den ihr Vater regelmäßig mit dem Auto hatte, mitbekommen und will der Sache nun auf den Grund gehen. Die Vorgeschichte: Einmal im Jahr begann der Passat beim Starten Probleme zu machen, bis er eines Tages gar nicht mehr anspringen wollte. Von gelben Engeln in die Markenwerkstatt geschleppt, wurde jedes Mal eine völlig entleerte Starterbatterie diagnostiziert. Nach dem Austausch des Stromspeichers lief der Passat wieder problemlos – genau ein Jahr lang. Dann wiederholte sich das Spiel von neuem. Fazit: Nach acht Jahren hatte der Passat insgesamt sechs Starterbatterien gekillt. Die neue Besitzerin konsultierte daraufhin ihren Bekannten Rudolf Rosenmayer, der damals als Techniktrainer bei VW tätig war. Ein Diagnosekrimi nahm seinen Anfang.

  • Der Experte übernimmt das Auto zur Beobachtung und unternimmt regelmäßig kleinere Probefahrten. Dabei zeigt sich kein Hinweis auf einen Defekt, der Passat läuft völlig problemlos.
  • Rosenmayer lädt die Besitzerin auf einen Kaffee ein und versucht im Gespräch herauszufinden, unter welchen konkreten Umständen die Startschwierigkeiten beginnen. Dabei stellt sich heraus, dass diese immer im Herbst und nach längeren Regenphasen auftreten.
  • Der Diagnose-Experte fährt daraufhin in eine Waschstraße, lässt die Limousine mit Wasserdampf einnebeln und überprüft die Bordspannung mit einem Amperemeter, das er zuvor an die Batterie angeschlossen hat. Fazit: Der Stromfluss steigt in der Waschstraße auf stolze 500 Milliampere an.
  • Rosenmayer fährt den Wagen in die Werkstatt, schließt das Diagnosegerät an und muss feststellen, dass alle Werte inklusive des Stromflusses schon wieder im Normbereich sind.
  • Einen neuerlichen Besuch in der Waschstraße kombiniert er diesmal mit einer Langzeitmessung. Dabei klettert der Stromfluss im Wassernebel erneut auf 500 Milliampere und sinkt im Trockenen nach einer Viertelstunde kontinuierlich auf den Normalwert von 20 Milliampere ab.
  • Nun weiß der Experte, dass sich beim Abstellen eines Fahrzeuges die aktivierten Steuergeräte nacheinander abschalten, was sich am Messgerät in einem stufenweisen Absinken des Stromflusses zeigen müsste. In diesem Fall verläuft das Absinken allerdings linear, sodass nur eine andere Ursache in Frage kommt.
  • Der Diagnosespezialist untersucht den Motorraum und entdeckt dabei zwei mysteriöse, tellerförmige schwarze Platten mit 15 Zentimeter Durchmesser, die gut getarnt an der Spritzwand hinter dem Motor montiert sind. Ein sauber verlegtes dünnes Kabel führt von dort zur Batterie und ist mit dem Pluspol verschraubt. 
  • Bei näherer Untersuchung stellt sich heraus, dass es sich bei den Platten um das veraltete Modell eines Ultraschall-Marderschrecks handelt, den der Passat-Besitzer etwa zwei Jahre nach dem Kauf des Fahrzeugs montieren hatte lassen.
  • Aufgrund eines Haarrisses oder einer defekten Isolierung zieht das Gerät offenbar bei hoher Luftfeuchtigkeit Strom aus der Batterie. So lässt sich erklären, warum die Batteriedefekte erstmals zwei Jahre nach dem Kauf des Passat und dann in der Folge jedes Jahr im Herbst immer wieder aufgetreten sind.
  • Rudolf Rosenmayer legt den veralteten Marderschreck still, indem er ihn einfach von der Batterie abschließt. Den folgenden Herbst absolviert der Passat völlig ohne Startschwierigkeiten, der Fall ist gelöst.

Erkenntnis

Das Abschrecken von Mardern durch Frequenz-modulierte Ultraschalltöne ist eine bewährte Methode, die dem Marder „höchste Gefahr“ durch tierische Angst- und Warnschreie signalisiert. Während ältere Geräte ihren Betriebsstrom noch aus der Bordbatterie beziehen und daher anfällig für Kriechströme sind, haben moderne Varianten eigene Batteriezellen an Bord und sind damit unabhängig vom Stromnetz des Fahrzeugs. So wird beispielsweise das 4B Ultraschallgerät der Marke Stop & Go mit zwei handelsüblichen 3-Volt-Knopfzellen (CR2477) betrieben. Laut Herstellerangaben beträgt die Laufzeit des akustischen Marderschrecks beachtliche zwei Jahre je Batteriesatz. Eine solche Lösung empfiehlt sich daher vor allem für Langzeit-Parker wie Oldtimer, Wohnmobile, Ausstellungsfahrzeuge oder für den Carport.