Golf 8: Ausfall Spurhalteassistent

Diagnosekrimi
13.09.2021

 
Ein fast neuer VW Golf 8 meldet eines Tages den Ausfall des Spurhalteassistenten. Da sein Besitzer ein ÖAMTC-Mitarbeiter ist, sollte der Fehler eigentlich schnell behoben sein – ein Irrtum, wie sich zeigt.

Andrej Prosenc ist als Koordinator beim ÖAMTC beschäftigt und fährt einen VW Golf Variant, Baujahr 2021, mit erst 5.000 Kilometern auf dem Tacho. Der kompakte Kombi ist mit 2-Liter Dieselmotor mit 116 PS motorisiert und serienmäßig mit automatischer Distanzregelung ACC, Spurwechsel- und Spurhalteassistent ausgestattet. Eines Tages erscheint nach dem Anstarten am Display die Meldung „Spurhalteassistent außer Betrieb“. Prosenc beschließt, das Problem im Haus zu lösen und bittet seinen Kollegen, den erfahrenen ÖAMTC-Techniker Christian Klejna, sich der Sache anzunehmen. So landet der Golf in der mit modernsten Werkzeugen und Diagnosesystemen ausgestatteten ÖAMTC-Werkstatt in Wien-Erdberg. Ein Diagnosekrimi nimmt seinen Lauf.

  • Zuerst wird die Spur des Kompaktkombis vermessen – diese erweist sich als korrekt eingestellt.
  • Der Golf wird auf den speziell für die Assistenzsystem-Kalibrierung eingerichteten Prüfstand gestellt, der einen exakt nivellierten Boden aufweist.
  • Nun kommt die computergesteuerte Kalibrier- und Justagevorrichtung DAS 3000 von Bosch zum Einsatz. Die zum Golf 8 passende Kalibriertafel wird im vorgeschriebenen Abstand vor dem Auto in Position gebracht.
  • Das Diagnosegerät wird angeschlossen, das Fahrzeug mit der richtigen Motorisierung ausgewählt.
  • Der Kalibrierprozess wird gestartet. Die Software in der Kamera sollte nun ein Vorgabebild aufrufen und dieses mit der Tafel abgleichen. Anschließend sollte sich die Kamera mithilfe der Software automatisch exakt ausrichten.
  • Tatsächlich erscheint auf dem Display des Diagnosegeräts aber eine Fehlermeldung, und der Spurhalteassistent im Fahrzeug bleibt weiterhin deaktiviert.
  • Nach mehreren Versuchen mit mehrmaligen Neustart des Systems hält Klejna Rücksprache mit der Bosch-Technikhotline. Dort weiß man allerdings auch keinen Rat und empfiehlt, den Vorgang nochmal zu wiederholen – ohne Ergebnis, die Kalibrierung lässt sich nicht starten.
  • Der gelbe Engel weiß nicht weiter und lässt den Fall zwei Tage ruhen. Dann startet er mit frischer Energie eine neue Versuchsreihe, indem er verschiedene andere Motorisierungen im Diagnosegerät aufruft – und siehe da, plötzlich gibt es ein Match, und die Kalibrierung lässt sich problemlos durchführen. Die Fehlermeldung im Golf verschwindet vom Display, der Fall ist gelöst.

Ursache ungeklärt

„Es war reiner Zufall, denn es gibt keine logische Erklärung dafür, warum die Kamerasoftware nicht zum ausgewählten Fahrzeug gepasst hat“, sagt Christian Klejna, als er den Fall im Nachhinein Revue passieren lässt. Seiner Vermutung nach könnte VW während der Produktion das Kameramodell gewechselt haben, weil das ursprünglich vorgesehene gerade nicht auf Lager war. Genauso gut kann aber auch bei der Programmierung der Diagnosesoftware ein Tippfehler passiert sein, sodass die richtige Kamera einer falschen Motorisierung zugeordnet wurde. Bedenkt man, dass ein modernes Auto mehr als 100 Steuergeräte an Bord hat, die verschiedene Betriebssysteme verwenden und über unterschiedliche Netzwerke wie CAN, FlexRay, MOST, LIN und sogar Ethernet verbunden sind, wundert es eigentlich nur, dass die meisten Funktionen vollkommen problemlos ablaufen, und dass der Fehlerteufel nicht viel häufiger zuschlägt.