Goodyear zieht Sportwagen an

Goodyear
21.05.2019

Von: Philipp Bednar
Goodyear stellt sich marketingseitig neu auf und präsentiert ein komplett neues, supersportliches Reifensortiment. Dank Traumautos kommen ungewohnte Emotionen hoch.

Es gibt zwei Sorten von Rennstrecken: die topfebenen, künstlich angelegten Strecken, wie beispielsweise in Abu Dhabi, und Naturrennpisten, die sich dem Gelände anpassen und dementsprechend mit hängenden Kurven, blinden Ecken und Steigungen glänzen. Um die Ultra High Performance- Gummis der neuen Eagle F1-Serien zu präsentieren, hat Goodyear sich den Ascari Raceway in der Nähe von Ronda, Spanien, ausgesucht. Eine Traumstrecke mitten im spanischen Hinterland, erbaut von einem Industriellen aus den Niederlanden, der sich und seinen Millionärsfreunden einen Spielplatz für Autonarren gezimmert hat. Rund 300 Sonnentage im Jahr sorgen für überwiegend trockene Bedingungen. Und der Kurs treibt sportiven Autofahrern die Freudentränen in die Augen: es geht hoch und runter, Steilkurven, blinde Ecken, lange Gerade, verwinkelte Handlingpassagen, harte Bremspunkte. Herz, was willst du mehr? Vielleicht noch ein paar Traumautos: Porsche 911 GT3 RS, Ferrari 488 GTB, Renault Alpine, VW Golf R. Man darf es ruhig schreiben: Goodyear hat bei der Vorstellung seiner neuen Supersportreifen geklotzt und nicht gekleckert.

FOKUS PERFORMANCE Bevor es in den Morgenstunden auf die taufrische, noch leicht feuchte Strecke geht, erläutern die Marketing- Gurus von Goodyear: „Mit der neuen Eagle F1-Serie setzen wir unseren Fokus wieder mehr auf Performance, Sportlichkeit, Leistung und gehen etwas weg vom Thema Sicherheit.“ Natürlich wird gleich nachgelegt, dass die neuen Sportgummis nicht unsicherer seien als die Vorgänger – eher das Gegenteil. Aber es wird nun wieder mit Emotion gearbeitet, mit sportlicher, schneller, rasanter Action. Unter dem Motto „Go Goodyear“ soll die Reise im Auto, das Entdecken in den Vordergrund rücken. Dafür wurde auch ein neuer Werbespot in Hollywood-Format produziert (siehe QR-Link).

WOLFGANG STUMMER, GF GOODYEAR DUNLOP AUSTRIA „Mit der Eagle F1 Super Sport-Serie folgt Goodyear dem automobilen Trend zu immer größeren und leistungsfähigeren Fahrzeugen und wird so der Nachfrage der OE nach sportiven High-End-Reifen gerecht. Somit stellen wir jeweils die beste individuelle Lösung für jedes Fahrzeug aus dem wachsenden Sportund Luxuswagensegment bereit.“

VOLLGAS-HIMMEL Der Knackpunkt bei Reifenpräsentationen mit tollen, PS-starken Autos sind die Guides, die neben einem sitzen. Klar, wir Journalisten sollen die Luxussportwagen nicht kaltverformen, aber oft darf nur mit deutlich angezogener Handbremse gefahren werden. Reifenquietschen gilt es zu vermeiden. Und dann – ohne Grenzbereich-Erfahrung – sollen wir etwas über den Reifen schreiben. Schwierig. Goodyear hat sich kulant gezeigt und den Guides offensichtlich gesagt: „Lasst die Meute fahren, greift aber ein, wenn sie sich deppert spielen.“ Gesagt getan. Elektronik bleibt an, dafür gibt es sonst kaum Einschränkungen. Platz genommen im Porsche 911 GT3 RS, Trockenhandling auf einem verwinkelten Kursteil. Montiert: Goodyear Eagle F1 Supersport R, ein Reifen, der gemeinsam mit Porsche für die Erstausrüstung entwickelt wurde. Himmelherrgott, wie wunderbar fährt sich dieser Traumsportwagen. Der Porsche lenkt superpräzise ein, der Fahrer bekommt so viel Feedback, dass man schnell übermütig wird. Tritt aufs Gas – klar, die Elektronik hilft – aber die Traktion ist brutal. Der Porsche schießt aus den Ecken, trotz kühler Streckentemperaturen, dass man sich bereits nach zwei Runden in einen Rausch fährt. Toll, toll, toll. So geht Reifenvorstellung.

ACTION STATT GEPLAUDER Nach ein paar heißen Runden im Porsche hurtig weiter, die Ferraris warten schon auf dem schnelleren Streckenteil. Diesmal auf den Felgen aufgezogen: Goodyear Eagle F1 Supersport – ohne R – ein Reifen, der sowohl für den Alltag als auch Trackdays dienen soll. 670 PS, Heckantrieb, von null auf 100 km/h in drei Sekunden. Der Guide ein gemütlicher Franzose, tiefenentspannt. Eine Besichtigungsrunde, dann darf Feuer gegeben werden. Aber hallo, der Italiener geht ab wie die Feuerwehr. Aber der Unterschied zum Supersport R-Gummi wird gleich spürbar: der Grenzbereich wird früher erreicht, ist dann aber sehr breit. Das Einlenken ist etwas weniger spitz, die Traktion wieder beeindruckend. Bei einem schnellen Linksknick (ca. 170 km/h) zickt der Ferrari plötzlich und will spontan ausschlagen, aber nix da, der Sportler fängt sich blitzschnell wieder und weiter geht die Vollgasorgie. Ganz großes Kino. Für einen Reifen, den man sogar bei Wind und Wetter (im Sommer) fahren kann, ist die Performance eine Wucht. Das Auto sowieso.

KOMMENTAR PHILIPP BEDNAR „Supersportliche Reifen, supersportliche Autos und Guides, die einen auch angasen lassen. So gehört ein Reifen vorgestellt. Sicherheit ist toll, aber bei einem UHP-Reifen setze ich voraus, dass der anständig bremst, gleich ob nass oder trocken. Goodyear ist retour im UHP-Segment und hat ein breites, starkes Produktportfolio abgeliefert.“

BREITES PORTFOLIO Um die gesamte Produktvielfalt der neuen Serie ausprobieren zu können, wird zum Abschluss mit der Renault Alpine und dem Goodyear Eagle F1 Asymmetric 5 auf einem Nass-trocken-Parcours um die Ecken gewetzt. Eine gute Wahl, um das Bild von den Supersportlern vollends abzurunden. Der Asymmetric 5 ist ein klassischer UHP-Reifen für starke und luxuriöse Modelle – ohne den Anspruch, ein Trackday-Gummi zu sein. Insofern ist der sehr winkelige Nass-trocken-Kurs wie gemacht für den Reifen. Die perfekt ausbalancierte Renault Alpine vermittelt unmittelbar das Gefühl, dass es gar keines Ferraris oder Porsches bedarf, um so richtig großen Fahrspaß erleben zu können. Und der Reifen überzeugt mit einer tollen Ausgewogenheit, da der Grenzbereich nochmals größer als beim Supersport ausfällt und kaum weniger Feedback an den Fahrer weitergibt.