Technologiewandel

Werkstatt der Zukunft: „Die Verbrenner werden fehlen“

Werkstatt
01.06.2023

Wolfgang Wurm, Geschäftsführer Porsche Austria, nennt im Interview mit automotive.at die Herausforderungen, die der Technologiewandel für die Fachwerkstätten mit sich bringt.
Wolfgang Wurm, Geschäftsführer Porsche Austria
Wolfgang Wurm, Geschäftsführer Porsche Austria

AUTOMOTIVE.AT: Wie wird sich das Werkstattgeschäft mit Fahrzeugen aus dem VW-Konzern in den nächsten 5-10 Jahren entwickeln?

WOLFGANG WURM: Im Werkstattbereich wird es mit dem Ansteigen der E-Mobilität mittelfristig aufgrund der nicht mehr notwendigen Ölwechsel und der Verringerung der damit verbunden Arbeitsaufwände zu wegfallenden Erträgen kommen, da E-Fahrzeuge weniger wartungsintensiv sind als Verbrenner. Dies gilt es mit neuen digitalen Angeboten - beispielsweise Softwaredienste, preiswerte Ersatzteile oder Reparaturen für Fahrzeuge über acht Jahren - zu kompensieren. Parallel fehlen aufgrund der Krisen der letzten Jahre (Corona und Ukraine) und den damit verbundenen Produktions- und Lieferengpässen bei den Neuanmeldungen rund 300.000 Fahrzeuge. Diese Fahrzeuge, vorrangig Verbrenner, werden in den nächsten fünf Jahren nach Auslaufen der Werksgarantie im Werkstattgeschäft fehlen, was sich mittelfristig auch auf die Ertragssituation der Servicebetriebe auswirken wird.

Wohin werden die größten Investitionen in den Werkstätten in den nächsten 5-10 Jahren fließen? Wird es zum Beispiel neue Hardware brauchen?

Die Transformation der Automobilbranche in Richtung Elektromobilität, Digitalisierung und Nachhaltigkeit betrifft alle Bereiche der Wertschöpfungskette und bedarf im Werkstattbereich gerade am Beginn der Implementierung neuer Technologien. Solange der Bestand an E-Autos noch klein ist, sind auch Investitionen in Infrastruktur und Hardware sowie in die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter:innen notwendig. Dazu gehört auch die Ausbildung von Hochvolttechnikern und Hochvoltexperten.

Stichwort Fachkräftemangel: Wie geht die PHS hier vor, um auch in Zukunft noch genügend Personal zu haben?

Wir setzen unternehmensseitig viele Initiativen im Bereich Employer Branding und versuchen, sowohl die Porsche Holding Salzburg und die PIA Betriebe als attraktiven Arbeitgeber darzustellen, als auch insgesamt die von uns angebotenen Lehrberufe als Chancen für die Zukunft zu präsentieren. Gleichzeitig ist es uns wichtig, die bestehenden Fachkräfte mit vielen Maßnahmen und Aktivitäten langfristig an uns zu binden.

Werden die Gehälter für Kraftfahrzeugtechniker aufgrund des Personalmangels steigen, und lässt sich das mit höheren Stundensätzen wieder reinholen?

Natürlich werden Kfz-Techniker nur dort arbeiten, wo sie auch eine entsprechende Entlohnung bekommen und ein interessantes Arbeitsumfeld vorfinden.  Neben dem Lohn geht es jedoch auch um eine professionelle Aus- und Weiterbildung, persönliche Weiterentwicklung, einen attraktiven Arbeitsplatz sowie interessante Arbeitszeitmodelle. Alle diese Punkte können wir als Porsche Holding arbeitgeberseitig bieten.