Das schlechteste Autojahr seit 33 Jahren

Autoindustrie
18.01.2021

Von: Philipp Bednar
Das Autojahr 2020 war düster. Die Corona-Pandemie, Steuererhöhungen und Lockdowns haben dem Handel geschadet und den Automobilimporteuren dramatisch zugesetzt. Eine Zahl zeigt eindeutig, wie tief der Fall war. 

Das Jahr 2020 ist Geschichte. Und aus Sicht der heimischen Automobilwirtschaft kann man nur sagen: sind wir froh darüber. "Es war das schlechteste Autojahr seit 33 Jahren", sagt Günther Kerle, Sprecher der österreichischen Automobilimporteure bei einer digitalen Pressekonferenz, die sonst traditionellerweise den Auftakt der Vienna Autoshow bildet. Es ist vor allem eine Zahl, die deutlich macht wie dramatisch 2020 für die heimische Automobilwirtschaft war: -24,5 Prozent bei den Pkw-Neuzulassungen. In absoluten Zahlen: nur 248.740 Stück. Zum Vergleich: 2017 waren es noch 353.320 Stück. 

Peter Laimer, stellvertretender Leiter Direktion Raumwirtschaft der Statistik Austria, präsentiert die Zahlen in gewohnter Nüchternheit. Denn: Es gibt auch Gewinner im Krisenjahr 2020 - nämlich Fahrzeuge mit alternativen Antrieben und Zweiräder. Die Zweiräder konnten sich zum guten Vorjahr nochmals um 13,4 Prozent steigern und 2020 46.099 Neuzulassungen verbuchen. Das beste Zweiradjahr in der Geschichte war 2008 - da wurden knapp über 53.000 Neuzulassungen gezählt. Lastkraftwagen (Lkw) haben ebenfalls ein Minus von 16,7 Prozent zu 2019 verzeichnet. 

Die Gewinner: alterantive Antriebe

"Die Gewinner in der Krise waren jene Modelle mit alternativen Antrieben", sagt Laimer und verweist auf die Pkw-Neuzulassungen nach Kraftstoffarten. Benziner fuhren ein Minus von 39,0 Prozent ein. Diesel -28,0 Prozent. Modelle mit alternativen Antrieben konnten zu 2019 um 90 Prozent zulegen. Daraus erhöht sich der Anteil der alternativen Antriebe auf 20,1 Prozent (im Jahr 2020), Diesel macht 36,5 Prozent aus und Benzin 43,3 Prozent. 

Die Lage ist ernst

Günther Kerle versucht nicht einmal, die Situation zu schönen: "Die Lage hat sich zugespitzt. Hauptsächlich muss man die Pandemie verantwortlich machen, aber nicht nur. Die Schließungen von Händlern und Zulassungsstellen war ebenso schuld, wie die unterbrochenen Lieferketten und Produktionsstopps der Hersteller. Die permanenten Steuererhöhungen in diesem Jahr, im Jänner, im April, im Oktober und jetzt noch für 2021 mitten im Dezember, verunsichern Betrieb und natürlich auch Privatkäufer". Kerle pocht darauf, dass man 2021 versuche werde, die Lage zu stabilisieren. Rund 270.000 Pkw-Neuzulassungen scheinen heuer realistisch, wobei man ob der Pandemie nur schätzen kann. "Um die Situation wieder in den Griff zu bekommen, braucht es jetzt drei Punkte. Erstens: keine neuen Steuern mehr. Zweitens: Wir müssen den Markt ankurbeln, Anreize schaffen. Drittens: Wir brauchen wieder einen Schulterschluss zwischen Politik und Wirtschaft." Besonder scharf kritisiert Kerle die NoVA-Einführung für leichte Nutzfahrzeuge: "Das bringt uns in Sachen Klimaschutz keinen Schritt weiter." 

Handel unter Druck

Klaus Edelsbrunner, Bundesgremialobmann des Fahrzeughandels, fasst 2020 knapp zusammen: "Ein enttäuschendes Jahr geht zu Ende." Die zwei Lockdowns im Frühjahr und im Herbst hätten die Händler besonders hart getroffen. "Man erkennt an den Zulassungszahlen der E-Autos eindeutig, dass Verkäufe direkt mit Förderungen einhergehen." Besonders unverständlich ist auch für Edelsbrunner die NoVA-Einführung für leichte Nutzfahrzeuge der Klasse N1: "Ich möchte in Erinnerung rufen: Die NoVA war mal die Luxussteuer. An einem verplankten Kastenwagen ist nichts Luxus. Das sind Werkzeuge für Betriebe, die damit ihre Mannschaften, Werkzeuge und Materialien an die Baustellen schaffen." Edelsbrunner betont, dass die niedrigen Verkaufszahlen im Nachgang auch niedrigere Auslastungen für die Händler bedeuten würden, womit die Gefahr im Raum stehe, dass man Mitarbeiter verlieren könnte. "Für das erste Quartal 2021 bin ich nicht sehr optimistisch. Eigentlich entspricht alles, was wir derzeit planen und machen dem Kaffeesudlesen", seufzt der Handelssprecher. Minimaler Optimismus kommt beim Thema Wartungsarbeiten an E-Autos auf. Denn auf die Frage, ob das E-Auto nicht schlecht für den Werkstattertrag sei, antwortet Edelsbrunner etwas überraschend: "E-Autos sind nicht per se schlecht für das Wartungsgeschäft. Die Fahrzeuge haben Reifen, Bremsen, Fahrwerke und einen Haufen Fahrassistenzsysteme und Komfortelektronik, die es durchaus regelmäßig zu warten und upzudaten gilt."