Lackindustrie

BASF setzt auf Innovation

Vor rund einem Jahr hat Daniel Kohler die Geschäftsführung der BASF Coatings Services GmbH in Eugendorf übernommen. Im Gespräch mit der KFZwirtschaft zieht er eine erste Bilanz.

KFZWIRTSCHAFT: Das Autoreparaturlackgeschäft ist hart umkämpft. Was hat sich seit Ihrem Start im Mai 2024 bei BASF Coatings getan?

DANIEL KOHLER: Bevor ich die Geschäftsführung übernommen habe, war ich innerhalb des BASF – Konzerns für den Vertrieb von Spezialchemie sowie auch Commodities verantwortlich – ein ganz anderes Umfeld. Daher war es mir wichtig, zunächst das Team, den Markt und vor allem unsere Kunden kennenzulernen. Nur so lassen sich Verbesserungspotenziale erkennen. In diesem Jahr hat BASF Coatings zahlreiche Neuerungen, insbesondere im Bereich Digitalisierung und Nachhaltigkeit, auf den Markt gebracht. So haben wir unter anderem neue Klarlacke eingeführt, die den Energieverbrauch in der Werkstatt senken. Das EcoRepair Assessment wurde getestet und findet nun auch in Österreich Anwendung, und die digitale Farbtonfindung wurde mit „ImagePlus“ revolutioniert.

Wie ist das Geschäft seit Ihrem Einstieg gelaufen?

 2024 war insgesamt ein gutes Jahr, vor allem gegen Jahresende konnten wir viele neue Kunden gewinnen. Das erste Quartal 2025 war hingegen eher durchwachsen – der milde Winter hat sich deutlich in der Unfallstatistik niedergeschlagen und dementsprechend niedrig war auch der Auftragsstand in den Lackierfachbetrieben. Man merkt auch, dass die Endverbraucher zurückhaltender geworden sind und oft nicht unbedingt notwendige Reparaturen verschieben. Ab Ende März und im April zog das Geschäft aber wieder spürbar an.

Sehen Sie weitere Wachstumschancen für BASF Coatings in Österreich?

 Die Innovationen unseres Konzerns im Bereich der Autoreparaturlacke werden uns Chancen bieten, neue Kunden zu gewinnen. Dazu zähle ich in erster Linie die besonders nachhaltige Reihe 100 von Glasurit sowie unsere neue cloudbasierte Plattform Refinity mit dem neuen Spectrophotometer ScanR und ImagePlus. Damit bieten wir unseren Kunden die nächste Generation der Farbscantechnologie und zugleich die schnellste und genaueste Lösung zur Farbabstimmung. Auch neue Klarlacke, die wir Ende 2024 auf den Markt gebracht haben und die eco-zertifizierten Mischlacke für die Reihe 100 werden zum weiteren Wachstum beitragen.

Nachhaltigkeit ist in aller Munde und die Berichtspflicht, welche Materialien zum Einsatz kommen, nimmt zu. Wie reagiert die Lackindustrie darauf?

Wir haben in Österreich die höchste Betreuungsdichte am Markt – das ermöglicht uns, Kunden ganz konkret zu unterstützen. Beispielsweise stellen wir für unsere Produkte CO₂-Zertifikate zur Verfügung, die unsere Kunden direkt in ihre Nachhaltigkeitsberichte integrieren können. Ganz neu ist unser EcoRepair Assessment, mit dem wir unseren Kunden ganz konkret aufzeigen können, wo es noch Verbesserungspotential in ihren Betrieben gibt und wie sie im Vergleich zu anderen Betrieben in Sachen Nachhaltigkeit stehen. Das hilft zum einen ein Bewusstsein für Maßnahmen in dem Bereich zu schaffen und zum anderen können Sie diesen Bericht auch als Nachweis für ihre Kunden und Zulieferer nutzen. Über unser Refinity-System und das Image Plus-Modul geben wir auch ganz konkrete Empfehlungen zu nachhaltigen Materialien. Genau hier liegt unsere strategische Ausrichtung: Digitalisierung und Nachhaltigkeit Hand in Hand.

Ist die Branche schon bereit für eine so umfassende Digitalisierung?

Ganz klar: ja. Viele unserer Kunden sind technisch auf Top-Niveau, und einige experimentieren sogar bereits mit innovativen Konzepten wie beispielsweise Lackierrobotern. Etwa die Hälfte nutzt unser Refinity-System, und 80 Prozent bestellen ihre Materialien digital über unsere BASF Coating Order-App. Klassischen Farbkarten und die Nachfrage hierzu nehmen zunehmend ab. Das zeigt: Die Digitalisierung ist in der Lackierwerkstatt längst angekommen.

Lackierfachbetriebe kämpfen mit Facharbeitermangel und dem mangelnden Interesse junger Menschen, diesen Beruf zu erlernen. Ist dieser Beruf vom Aussterben bedroht?

Der Mangel an qualifizierten Fachkräften betrifft uns stark. Leider haftet dem Lackiererberuf nach wie vor das Vorurteil an, man würde den ganzen Tag mit giftigen Stoffen arbeiten und schmutzig nach Hause kommen – das ist längst überholt. Wir haben uns daher gefragt, wie wir unsere Kunden bei der Lehrlingssuche unterstützen können. Unter dem Motto `BASF geht in die Schule´ stellen unsere Mitarbeiter, die früher selbst als Lackierer oder Karosseriespengler gearbeitet haben, im Rahmen des Berufsorientierungsunterrichts in den dritten und vierten Klassen der Mittelschulen diesen Beruf authentisch vor und zeigen, wie man sich entwickeln kann. Ein Highlight bei den Schülern ist unser Sim-Spray. Dabei können mit einer VR-Brille Lackiervorgänge simuliert werden, und man sieht gleich sein Ergebnis. Diese Attraktion zieht auch auf Publikums- und Fachmessen interessierte Menschen an. Ergänzend zeigen wir in Videos auf Social-Media-Kanälen, wie vielseitig und zukunftsfähig der Beruf heute ist. Die Resonanz ist bisher sehr positiv. Wir entwickeln zudem Maßnahmen, um Betriebe dabei zu unterstützen, ihre Attraktivität für die Gewinnung junger Fachkräfte zu erhöhen.

Zur Person:

Der gebürtige Oberösterreicher Daniel Kohler hat eine Chemie-HTL und anschließend ein Wirtschaftsingenieur-Studium absolviert. Seit 2024 verantwortet er den Bereich Autoreparaturlacke der BASF Marken Glasurit, R-M und baslac in Österreich sowie in Zentraleuropa.

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