Profi am Werk

Der „Enten“-Doktor

03.09.2025

Vor 29 Jahren begann Stefan Lurf seine Lehre zum Kfz-Mechaniker in der 2CV-Werkstatt von Bernhard Propper in Wien Ottakring. 2006 übernahm er den Betrieb und blieb der „Ente“ bis heute treu.

Nach der abgeschlossenen Ausbildung zum Informatikkaufmann hatte Stefan Lurf genug von Computern und entschied sich, eine Karriere als Kfz-Techniker in einer Oldtimer-Werkstatt zu beginnen. Sei Traum war, eines Tages an Supersportwagen herumschrauben zu dürfen, doch als er 1996 seinen Lehrvertrag in der Werkstatt von Bernhard Propper in Wien-Ottakring unterschrieb, stand ihm die Enttäuschung angesichts der Kundenfahrzeuge ins Gesicht geschrieben: Enten, mit winzigen Motörchen, die maximal 29 PS leisten! Doch lange dauerte es nicht, bis der junge Lehrling von der Begeisterung seines Lehrherrn „Meister Propper“ für die genial minimalistischen Kultfahrzeuge aus Frankreich angesteckt wurde – eine Begeisterung, die bis heute anhält. Und so übernahm Lurf, als Propper 2006 in Pension ging, seinen Betrieb samt treuer Stammkundschaft. Bereits vor 77 Jahren wurde der erste 2CV am Pariser Autosalon vorgestellt, 1990 verließ schließlich die letzte Ente im portugiesischen Citroën-Werk Mangualde die Montagehallen. Insgesamt waren in dem Zeitraum 3.868.631 viertürige Limousinen und 1.246.335 „Kastenenten“ hergestellt worden. 1987 besiegelte die Katpflicht das Ende des Entenzuwachses in Österreich. Obwohl seither immer mehr Exemplare dem Rostfraß zum Opfer fallen, nimmt die Zahl der Enten-Liebhaber in den letzten Jahren stetig zu. Es sind hauptsächlich Akademiker, für die das einst günstige Vehikel das ideale Studentenauto war.

Stärken und Schwächen

Da der 2CV während seiner gesamten Bauzeit nur minimale Veränderungen erfuhr, kennt Stefan Lurf jede Schraube am Vehikel, mit dem er sich seit fast 30 Jahren beschäftigt. Zahlreiche Kunden betreut er seit 1996 bis heute, und viele Enten tragen noch die alten schwarzen Nummernschilder. Auch alle möglichen und unmöglichen Defekte sind dem Enten-Doktor vertraut. Sein therapeutisches Know-how teilt er mit seinem erfahrenen Team, das aus drei Kfz-Technikern und einem Lehrling besteht. So ist einer der Schwachpunkte der Ente die Elektrik, was sich in Startschwierigkeiten oder Ausfällen der Lichtanlage bemerkbar machen kann. Der Einbau einer elektronischen Zündanlage, die ein findiger Holländer speziell für den 2CV entwickelt hat, löst einige der häufigsten Probleme in diesem Bereich. Auch der Vergaser benötigt Zuwendung, da der Ethanol-Anteil im heutigen Benzin den Dichtungen und Kraftstoffschläuchen zusetzt. Außerdem müssen die Schmiernippel der Achsschenkelbolzen regelmäßig abgeschmiert werden, um deren Lebensdauer zu verlängern. Sonst bleibt der Wartungsaufwand für die Ente überschaubar, der Oldtimer lässt sich durchaus als Alltagsauto verwenden. Die wichtigste Maßnahme zur Erhaltung der Enten-Fitness ist laut Stefan Lurf ein regelmäßiger Hohlraumschutz. Außer 2CV-Modellen aller Baujahre und Designs besuchen auch Kunden mit historischen A- und D-Modellen von Citroën inklusive der „Göttin“ DS die grundsätzlich für alle Marken offene Werkstatt des frankophilen Kfz-Technikers. Gelegentlich kommt sogar ein waschechter Sportwagen zwecks Reparatur oder Service vorbei, womit sich Stefan Lurfs Teenager-Traum schließlich doch noch erfüllt hat. Nähere Infos: www.2cv.at

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