Marktanalyse

Benziner bleibt die erste Wahl, aber…

28.06.2022

 
Das aktuelle DAT-Barometer zeigt, dass Benziner nach wie vor sehr begehrt sind, allerdings ziehen immer mehr Kaufplaner einen rein batterieelektrischen Pkw in Erwägung – am liebsten als Neuwagen und mit einer Reichweite von mindestens 400 km.
PKW-Kauf Statistik: Wahrscheinlichste Motorart im Trend; Vergleich der Jahre 2019, 2021 und 2022

Der Automobilmarkt steht – was Zulassungszahlen und Besitzumschreibungen betrifft – deutlich auf der Bremse. Die Frühjahrsbelebung fiel erneut aus, was allerdings nicht an fehlender Nachfrage, sondern vor allem an fehlendem Angebot lag. Und das geringe vorhandene Angebot ist derzeit weiter sehr hochpreisig. Die Preise für Gebrauchtwagen verharren seit März 2022 auf hohem Niveau, nun sind sie erstmals minimal zurückgegangen (in Deutschland um 0,1 Prozentpunkte gegenüber dem Vormonat). „Es scheint, als warteten  die Interessanten ab, ob die Preise weiter zurückgehen“, heißt es im aktuellen DAT-Barometer.

Wenn schon ein E-Auto, dann ein neues

Zwischenzeitlich trage die überall präsente Kommunikation und das wachsende Angebot rund um alternative Antriebe Früchte: Als wahrscheinlichste Motorart könnten sich mittlerweile knapp ein Drittel der privaten Autokaufplaner einen Hybrid vorstellen, jeder Fünfte ein rein batterieelektrisches Fahrzeug. Diese Zahlen liegen deutlich über denen aus der Befragung von April 2019. Gleichzeitig bleiben aber vor allem Benziner sehr begehrt.

Zieht ein Kaufplaner einen rein batterieelektrischen Pkw in Erwägung, dann sollte er für 67% der Befragten ein Neuwagen sein und eine Reichweite von knapp über 400km erzielen. Als Jahreswagen könnten sich immerhin 40% der Befragen ein reines E-Auto vorstellen, alles älter als zwölf Monate ist unattraktiv. Häufigster Grund gegen einen E-Gebrauchtwagen generell ist die veraltete Technologie, gefolgt vom weiterhin geringen Preisvorteil eines Gebrauchtwagens gegenüber einem massiv geförderten neuen E-Fahrzeug.

Benziner bleibt die Nummer eins

Gestiegen ist unter den Kaufplanern die Akzeptanz eines reinen E-Autos als Hauptfahrzeug im Haushalt: Knapp die Hälfte aller im Mai 2022 Befragten (49%) könnte sich das vorstellen. Dies eine deutliche Steigerung zu 2019, als erst 39% dies bestätigten.

Die Wahl der wahrscheinlichsten Motorart hat sich in den letzten drei Jahren deutlich verändert. Nach wie vor sind zwar Benziner die meistgewählte Antriebsart, doch die Präferenzen der Autokaufplaner haben sich von 49% in Jahr 2019 auf aktuell 33% deutlich reduziert. Fasst man die Voll- und Plug-In-Hybride zusammen, so platzieren

sich diese aktuell mit 32% dicht dahinter. Das Interesse an ihnen hat sich seit 2019 (23%) deutlich nach oben entwickelt. Noch stärker ist die Veränderung aber bei Pkw mit Elektromotor (BEV): War 2019 ein BEV nur für 8% der Kaufplaner die wahrscheinlichste Motorart, waren es 2022 bereits 22%.

Die meisten Autokaufplaner würden ein E-Autos als Neuwagen bevorzugen, von 67% der Befragten wurde dies als wahrscheinlichste Option genannt. Für 40% käme immerhin auch ein Gebrauchtwagen, der nicht älter als zwölf Monate ist, infrage. Gegenüber der Befragung aus dem April 2021 ist das eine Steigerung von zehn Prozentpunkten. E-Gebrauchte älter als ein Jahr kämen noch für 10% infrage. Nur 4% sind sich noch nicht schlüssig oder machten keine Angaben, ob für sie die Anschaffung eines E-Neuwagens oder E-Gebrauchtwagens infrage käme.

403 Kilometer Reichweite

Veraltete Technologie ist der häufigste Ablehnungsgrund bei E-Gebrauchtwagen: Befragt man diejenigen, für die ein gebrauchtes E-Auto nicht in Frage käme, nach den Hinderungsgründen, wurde an erster Stelle (34%) die veraltete Technologie in Bezug auf Batterie, Reichweite und Ladekapazität genannt. Dicht dahinter folgte mit 33% die massive Förderung von neuen E-Autos, die nur zu geringen Preisvorteilen eines gebrauchten E-Autos führt. Fast ebenso viele Befragte (30%) stimmten der Aussage „(zu) lange Ladezeiten gegenüber aktuellen Modellen“ zu. Gut ein Viertel sprach sich grundsätzlich gegen den Kauf eines Gebrauchtwagens – egal ob Elektro oder nicht – aus.

Akzeptanz von E-Auto als Hauptfahrzeug gestiegen: Befragt man die privaten Autokaufplaner, ob sie ein rein batterieelektrisches Fahrzeug als Ersatz für den hauptsächlich genutzten Pkw einsetzen würden, so bestätigten dies aktuell 49%. Ein Viertel der im Mai 2022 Befragten würde ein E-Auto dagegen nur als zusätzlichen Pkw nutzen und fast genauso viele sind unentschlossen. Eine deutliche Verschiebung gegenüber den Ergebnissen von September 2019, damals sah mit 45% die Mehrheit E-Autos als Zweitwagen. Die insgesamt benötigte BEV-Mindestreichweite wurde von den Pkw-Kaufplanern im Mai 2022 mit 403 Kilometer angegeben.

Fahrzeugwerte verharren indes auf hohem Niveau: Der deutliche Anstieg der Verkaufspreise von dreijährigen Gebrauchtwagen ist vorerst gestoppt. Nach sehr starken Zuwächsen seit Juni 2021 bis Februar 2022 wurden von März bis April 2022 nur noch sehr leichte Steigerungen registriert. Im Mai lagen die Werte von Benzin-Gebrauchtwagen bei 67,5% vom ehemaligen Listenneupreis (-0,1 Prozentpunkte gegenüber Vormonat), Diesel-Gebrauchtwagen erzielten noch 65,2% (ebenfalls -0,1 Prozentpunkte gegenüber Vormonat). Der Trend geht daher eher seitwärts als aufwärts. Ob der Peak erreicht wurde, bleibt abzuwarten.