Tagebuch des Wandels

Auto-Abos nehmen Fahrt auf

Vertrieb
21.03.2022

Von: Redaktion KFZ Wirtschaft
Mit unserem "Tagebuch des Wandels" wollen wir Entwicklungen in der Automobil- und Mobilitätsbranche beobachten, die Geschäftsmodelle langfristig verändern können. Hier Fakten aus Deutschland, die untermauern, dass Auto-Abos noch viel Potenzial haben.

Vorweg: Pandemie, Mikrochipmangel und Logistikprobleme setzen der Branche weiterhin dramatisch zu. Die letzten zwei Jahre waren untypisch, und schenkt man Analysten Glauben, wird es noch ein gutes Jahr zu Lieferverzögerungen kommen. Gleichzeitig hat sich das Homeoffice flächendeckend etabliert – und damit die Mobilität verändert. Weniger Pendlerverkehr entlastet die Umwelt, sorgt aber für eine Neuordnung am Mobilitätsmarkt. Das Auto hat einerseits an Bedeutung gewonnen, weil man abgeschottet ist, und zugleich wird weniger gefahren – die Mobilität ist zurückgegangen. Der Gewinner dieses Prozesses ist das Auto-Abo. 

Eigentlich eine logische Schlussfolgerung: Keiner weiß, wann die Mobilität in der Form wieder anziehen wird, daher werden teure Käufe verschoben (oder sind wegen anhaltender Lieferengpässe ohnehin nicht möglich), und gleichzeitig haben Endkunden mit dem Auto-Abo mehr Flexibilität – auch bei den Kosten. 

Wie stark der Trend hin zum Auto-Abo ist, zeigen eine Analyse des deutschen Markts von der Faaren Group, einem Softwareanbieter für Auto-Abos, und eine Studie von HPP Strategie- und Marketingberatung, die den kompletten DACH-Raum beleuchtet. Besonders spannend sind die nackten Zahlen: Laut HPP interessierten oder nutzten nur fünf Prozent der Befragten 2020 ein Auto-Abo. 2021 waren es schon 23 Prozent – knapp ein Viertel aller Befragten (plus 18 Prozentpunkte in nur einem Jahr). Kein anderes Mobilitätsangebot konnte so deutlich zulegen wie Auto-Abos. Laut HPP ist der größte Auto-Abo-Anbieter im DACH-Raum ViveLaCar vor Fleetpool und Faaren. Spannend: 42 Prozent und damit die klare Mehrheit der Befragten Auto-Abo-Nutzer waren vorher Autokäufer. 25 Prozent hatten davor gar kein Auto und 28 Prozent hatten einen Leasingvertrag. 

Das Durchschnitts-Abo

Die Faaren Group gewährt nähere Einblicke: So beläuft sich die durchschnittliche Abo-Rate pro Monat auf 530 Euro (alles enthalten bis auf Strom, Sprit und Parkabgaben). Die Laufzeit beträgt im Schnitt 13 Monate und es werden Pakete bis 1.250 Kilometer Fahrleistung pro Monat gebucht. Wenig überraschend ist die beliebteste Automarke bei Faaren Volkswagen, das beliebteste Modell der VW Golf. Interessant sind zwei Details: Die beliebteste Fahrzeugkategorie ist der Kleinwagen und die beliebteste Kraftstoffvariante der klassische Benziner. Knapp drei Viertel aller Abonnent*innen wählen ein Automatikgetriebe. Und etwas überraschend: Die beliebteste E-Auto-Marke ist Smart. Knapp über 28 Prozent entscheiden sich bereits für ein elektrifiziertes Fahrzeug. 

Die Details

Im Detail sind die Zahlen von Faaren noch spannender: So buchen gut 50 Prozent der Kundschaft Abos mit Raten zwischen 250 und 499 Euro. Gefolgt von der Preiskategorie 500 – 749 Euro von 26,4 Prozent. Auch bei den Laufzeiten ist der Durchschnittswert wenig aussagekräftig: Die meisten Kunden (34,5 Prozent) wählen eine Abo-Dauer von nur sechs Monaten. Die zweitbeliebteste Dauer sind stolze 36 Monate (14,6 Prozent), dicht gefolgt von zwölf Monaten, für die sich 14 Prozent der Kund*innen entscheiden. Und gut ein Fünftel der Kundschaft wählt schon ein E-Auto, fast gleichauf mit Dieselfahrzeugen. 

Zum Benziner greift jeder zweite Kunde. Überraschend sind die Zahlen zum Verhältnis Neu- und Gebrauchtwagen: Fast zwei Drittel ziehen im Abo-­Modell einen Gebrauchten vor, während nur knapp 36 Prozent einen Neuwagen abonnieren. Kaum zu glauben ist das Verhältnis von Privat- und Gewerbekunden: Während am Neuwagenmarkt die Gewerbetreibenden seit Jahren die wichtigste Kundengruppe stellen, sind laut Faaren 76,7 Prozent ihrer Abonnenten Privatpersonen und nur 23,3 Prozent Gewerbe­treibende. Dafür geben die Betriebe mit 642 Euro Monatsrate durchschnittlich deutlich mehr aus als die Privatpersonen, die 496 Euro pro Monat investieren.

Ausblick

Sowohl HPP als auch Faaren prognostizieren einen weiteren steilen Anstieg des Geschäftsmodells Auto-Abo. Faaren stützt sich dabei auf eine Prognose vom Duisburger CAR-Center und schätzt, dass 2030 bis zu 40 Prozent des Absatzes auf Abos entfallen. HPP ergänzt differenzierend: Es werde im Auto-Abo-Markt zu weiterer Diversifizierung durch Markteintritte von neuen Unternehmen kommen, die Konkurrenzsituation werde sich verschärfen. Und bekanntlich belebt Wettbewerb das Geschäft. (red)

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