KTM 690 SM: Defekt am Sensor

Diagnosekrimi
14.03.2018

Nicht nur Autos, auch Motorräder werden zunehmend mit elektronischen Komponenten und dazu passenden Steuergeräten aufgerüstet. Ein Fest für den Fehlerteufel, der diesmal bei einer KTM 690 SM zugeschlagen hat.
Mit dem Austausch des Drehgriff sensors begann ein Zweirad-Diagnosekrimi.

Die rund acht Jahre alte Supermoto hat erst 2.800 Kilometer auf dem Tacho, als ihr Besitzer aus Melk in Niederösterreich nach dem Anstarten eine erhöhte Leerlaufdrehzahl feststellt. Er bringt das Motorrad daher in die nächstgelegene Werkstatt , um der Sache auf den Grund zu gehen. Im traditionsreichen Autohaus Eckl in Bergland bei Ybbs ist man im Zweiradbereich auf Handel und Reparaturen der Marken KTM, Triumph und Vespa spezialisiert. Werkstattleiter Christian Eder nimmt die KTM Supermoto in Empfang und stellt bei der Erstdiagnose tatsächlich einen erhöhten Ruhepuls des Einzylinder-Viertaktmotors fest. Ein Diagnosekrimi beginnt.

▶ Das Bike wird über den KTM-typischen Diagnosestecker an das Marken-eigene Diagnosegerät X1 angeschlossen. Im Fehlerspeicher wird ein Defekt am Gasdrehgriffsensor angezeigt.

▶ Bei genauerer Untersuchung zeigt sich, dass die Versorgungsspannung, die beim Leerlauf im Toleranzbereich zwischen 0,5 und 0,7 Volt liegen sollte, auf 0,85 Volt erhöht ist.

▶ Der Werkstattmitarbeiter nimmt den Schraubenzieher zur Hand und regelt die Spannung am einstellbaren Potenziometer zurück in den Normbereich.

▶ Am nächsten Tag wird das Motorrad versuchsweise angestartet. Zur Verblüffung des Kfz-Technikers hat sich die Spannung wie von unsichtbarer Hand erneut auf den erhöhten Wert verstellt.

▶ Ein Defekt am Drehgriffsensor scheint naheliegend, sodass dieser erneuert wird. Ein Startversuch kurz danach zeigt, dass die Leerlaufdrehzahl nun wieder im Normbereich liegt.

▶ Tags darauf jedoch: Wie von Geisterhand hat sich die Spannung neuerlich auf einen erhöhten Wert eingestellt, die Leerlaufdrehzahl liegt schon wieder zu hoch.

▶ Nun wird auch das Gehäuse getauscht, in dem der Sensor auf einer Welle sitzt, die zur Drosselklappe führt. Der Verdacht des Kfz-Technikers, dass ein minimales Spiel der Welle in der Bohrung des Aluminiumgehäuses den Defekt ausgelöst haben könnte, scheint sich zu bestätigen: Nach dem Tausch bleibt die Leerlaufdrehzahl dauerhaft im Normbereich, der Fall ist gelöst.

▶ Abschließender Kommentar von Christian Eder: „Eigentlich können wir uns bis heute nicht erklären, was die genaue Ursache des Defekts war, doch mit dem Tausch des Sensors und des Gehäuses ist der Fehler nun behoben.“

„Eigentlich können wir uns bis heute nicht erklären, was die genaue Ursache des Defekts war, doch mit dem Tausch des Sensors und des Gehäuses ist der Fehler nun behoben.“ CHRISTIAN EDER

PETER SEIPEL COMPUTER AN BORD

Moderne Motorräder sind mit immer mehr elektronischen helferlein ausgestattet, die unter anderem das Blockieren der räder beim Bremsen verhindern, das Frontlicht und die Anzeigen am Display steuern oder für die beste Traktion bei unterschiedlichen Fahrbahnverhältnissen sorgen. Sensoren am Fahrwerk erkennen laufend den neigungswinkel des Zweirads, Sensoren an den rädern erfassen den Schlupf oder eine eventuelle Blockade. Wie jeder Computer erhalten die im Motorrad verbauten Steuergeräte regelmäßige Updates, mit denen Funktionen wie das Ansprechverhalten des ABS oder die ladungseffi zienz der lichtmaschine verbessert werden. Die via Diagnosegerät eingespielten updates sollten jedoch nur von erfahrenen Kfz-Technikern durchgeführt werden. Denn wenn sich das System „aufhängt“, geht wie auch beim heimcomputer gar nichts mehr. Dann hilft nur noch ein Anruf in der KTM-Zentrale, die beim Motorrad via Fernwartung einen „reset“ durchführen kann.